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Uraufführung
3. - 5. Februar 2012
Fr, Sa, So
20:00
 
Schwerer als Luft
Am Flughafen München entsteht zeitgenössisches Musiktheater! „Schwerer als Luft“ ist eine choreographische Oper über den Menschheitstraum vom Fliegen. Auf der Bühne stehen Flugzeugabfertiger, deren Arbeitsplatz das Vorfeld des Münchner Airports ist.

Komposition: Nélida Béjar Regie: Björn Potulski

Schirmherrschaft: Christian Ude, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München

     
   

MusikerInnen:
Andrey Godik (Oboe), Sofija Molchanova (Klarinette), Tadija Minčić (Fagott), Menyhert Arnold (Trompete), Max Weber (Posaune), Artur Medvedev (Violine), Nicholas Hancox (Viola), Elena Tkachenko (Violoncello), Artem Ter-Minassyan (Kontrabass), Leonhard Kuhn (E-Gitarre), Joze Bogolin und Simon Klavžar (Schlagzeug)

Chor:
Biagio Azzarone, Kehinde Dada, Carlos Cesar Freire, Dmitrij Kraft, Dirk Liebe, Uli Maier, Erwin Nußbaumer, Francesco Peddoni, Andreas Reimer, Ali Tunc

Solisten: Patrick Quint, Mauricio Blázquez Jiménez

     
    Eintritt frei, um Kartenreservierung wird gebeten unter
> www.munich-airport.de/schwereralsluft

     
    > http://www.undercoverfiction.eu/
     
   

Nelida Bejar - „Die Musik verändert die Art, wie wir Dinge wahrnehmen, sie ist eine transzendierende Kraft“, sagt die spanische Komponistin Nélida Béjar. Ihre Kindheit und Jugend hat Nélida in Andalusien und in München verbracht. Ihr Studium hat sie dann an der Münchner Musikhochschule und bei Wilfried Hiller am Münchner Richard-Strauss-Konservatorium absolviert. Der Freistaat Bayern unterstützte die heute 31-jährige Künstlerin mit Stipendien für das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg und die Cité Internationale des Arts in Paris, die Stadt München mit dem Richard-Strauss-Preis. Komponiert hat Nélida unter anderem im Auftrag des Kulturkreis Gasteig, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, für das Ensemble Zeitsprung, die Singphoniker, das Neue Kammerorchester Bamberg und Veranstaltungen des Bayerischen Rundfunks. Ihre Werke wurden in Deutschland, Frankreich, Irland und den Niederlanden (International Gaudeamus Music Week) aufgeführt. Nélida hat die Bühnenmusiken für mehrere Produktionen des Regisseurs Björn Potulski geschaffen. Nach fünf Jahren in Paris, wo sie gelebt, und in Dublin, wo sie für ihren PhD in Komposition bei Donnacha Dennehy am Trinity College gearbeitet hat, lebt und arbeitet Nélida seit 2009 wieder in München. Dort hat sie in diesem Jahr, zusammen mit Björn Potulski, das undercoverfiction ensemble für Neue Musik gegründet.
In den letzten Jahren interessierte sich die Nélida insbesondere für die live-elektronische Verarbeitung von Instrumentalklängen sowie für die Komposition mit „echten“ Aufnahmen aus nichtmusikalischen Umgebungen. Dazu eignete sie sich umfangreiche Kenntnisse in der Audio-Programmierumgebung pure data an, in der sie heute alle elektronischen Prozesse selbst programmiert. Nélidas musikalische Ästhetik bewegt sich zwischen der Suche nach einer neuen, postmodernen Tonalität im Sinne eines tonalen Ordnungssystems, in welchem das kompositorische Spiel mit der Wiedererkennung, sowie die musikalische emotionale Kommunikation funktionieren kann, ohne jedoch vorgeprägte Assoziationen wachzurufen; eine hochkomplexe und doch pulsierende, zum Teil mechanisch-aggressive Rhythmik; die Einbeziehung ungewohnter, elektronisch verfremdeter Klangwelten.

     
   

Bjorn Potulsky - der Münchner Theaterregisseur rief bereits während des Studiums der Theaterwissenschaft an der Münchner LMU verschiedene freie Theaterensembles ins Leben, mit denen er sich zunächst an Klassikeraneignungen versuchte, darunter Romeo und Julia, Hamlet, Penthesilea, Tartuffe oder Leonce und Lena, aufgeführt zumeist in der Allerheiligen Hofkirche der Münchner Residenz und der Black Box im Gasteig. Björns Projekt In Europa gehen die Lichter aus – ein Totentanz dramatisierte die Ereignisse, die im Juli 1914 zum Ausbruch des großen europäischen Krieges führten auf der Basis historischer Originaldokumente, die Björn in Zusammenarbeit mit Nikolaus Frei in monatelanger Arbeit in Archiven und Bibliotheken recherchiert hatte. Das Stück wurde ab 2004, pünktlich zum 90. Jahrestag des Kriegsausbruches, mit großem Erfolg unter anderem in München, Paris, Budapest, Wien, Washington, Boston und New York aufgeführt. Dabei schärfte Björn, der die die internationalen Kontakte angebahnt und die Tourneen organisiert hat, auch seine strategischen Kompetenzen im internationalen Umfeld. Der Bayerische Rundfunk verfilmte die 90-minütige Aufführung und sendete zudem eine 60-minütige Dokumentation (produziert von Björn Potulski, Kamera und Regie Alexander Göttert) über die Tournee.
2007 wandte sich Björn intensiv dem Mittelmeerraum zu, der ihn als Wiege europäischer Zivilisation lockte: Auf Malta stellte er ein nicht weniger 30 Köpfe umfassendes Darstellerensemble auf und gewann den Staatspräsidenten a.D. Prof. Guido de Marco als Schirmherrn (der als früherer Außenminister Maltas ein Jahr lang in der UN-Vollversammlung präsidierte und den Antrag auf eine EU-Mitgliedschaft Maltas stellte). Während zweijähriger atemloser Arbeit auf der Mittelmeerinsel entstanden unter anderem die Aufführungen Creation und Lust and Order (u.a. am Maltesischen Nationaltheater), die, basierend auf Texten und Motiven aus dem Alten Testament, eine Hauptquelle abendländischer Kultur erkunden und hinterfragen wollten. In der choreografischen „Rolle“ der Patriarchen stellte Björn einen afrikanischen, muslimischen irregulären Einwanderer auf die Bühne (auch Abraham kommt von weit her, ist fremd und entschlossen), wofür ihm von maltesischer Seite einhellig ebenso konsterniert wie fasziniert versichert wurde, dass es dergleichen im Land noch nicht gegeben habe.
Björn gab seiner Vision, die hier entschieden reifte, den Arbeitstitel eurotheatre.eu, eine Initiative, die als Echtes Europäisches Theater durch die stetige Zusammenarbeit von Theatergruppen aus verschiedenen europäischen Ländern ein gemeinsames Programm gestalten will. Das erste gemeinsame Projekt, EXODUS, kam 2008 unter Björns Leitung in Malta, Catania, Wien und München auf die Bühnen (in Zusammenarbeit mit Nélida Béjar, Maciej Adamczyk und Marion Sancellier).
Die ausgiebigen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen des studierten Theater- und Politikwissenschaftlers und Germanisten mit sozial und politisch relevanten Themen, die er zum Beispiel in seiner auch als Buch erschienenen Magisterarbeit Die politische Konstruktion von Identität (betreut von Prof. Dr. Jürgen Schläder) zu Papier brachte, spiegelt sich oft in abstrakt-reflektierter Form auch in seinen künstlerischen Projekten.

     
Foto: Erol Gurian